Sonntag, 25. Januar 2015

Glückliche Heultage

Samuel ist da – seit fünf Tagen sind wir also zu viert. Spannend. Herzzerreißend. Anstrengend. Schön! Wir durften wenige Stunden nach der Entbindung wieder nach Hause und betreiben seitdem fleißig Familienbildung Phase 2. Noemi spielt gerade nach ihrem Mittagsschlaf noch friedlich in ihrem Bett, Falko und der Winzling dösen auf dem Sofa – und Mama (oh Mann, das bin ja wirklich ich!) rennt zu ihren Notizbüchern und zu ihrem (frisch vom Ehemann geretteten) Laptop. Seele frei schreiben. Hach!
Ich bin entspannter als bei Noemi vor eineinhalb Jahren. Das Stillen klappt momentan sehr gut. Ich genieße es, Samuel ganz viel bei mir zu haben. Falko hat noch einige Tage frei, und danach kommt meine Mama zur Unterstützung. Wir sind gesund, Samuel ist so süß und Noemi hat „das Baby“ gern.
Heulen tue ich trotzdem. Heute geht es noch, bisher sind die Heulattacken ausgeblieben und ich fühle mich stabil. Letzte Nacht ging es nicht. Fast eine Woche lang fast ohne Schlaf – nicht gut!
So sind sie, meine Heultage. Es sind glückliche Heultage.

Das Baby an der Brust
während die große Schwester staunend zuschaut
oder konzentriert Bilderbücher betrachtet
oder ihre Spielsachen gleichmäßig über den Fußboden verteilt
oder sich heimlich ins Schlafzimmer schleicht,
Nachttischlampe an, aus, an, aus, an, aus...

Der Kleine hat die Windeln voll
und pinkelt beim Wickeln alles nass
Wann hatte die große Schwester eigentlich ihre letzte frische Windel?

Das Mittagessen ist fertig -
das Baby wacht hungrig auf.

Zum ersten Mal spazieren gehen
mit Baby im Kinderwagen
und großer Schwester per pedes
(„Nein!“ und Geschrei, sie will nicht selber gehen)
oder auf dem „Kiddie board“
(nerviges Teil, plumps, Kind liegt platt auf dem Boden)
Wenigstens hatten wir alle 
ein bisschen frische Luft...

Es ist 10 Uhr
und ich bin noch in Schlafklamotten, ungekämmt
aber dafür mit Kind an der Brust
Ich will endlich Zähneputzen!
Aber meine Augen lassen ihn nicht los
Ein bisschen feucht, vor Rührung und Hormonen

Der Ehemann ist wie ein Vogelpapa
Fliegt aus und bringt der Familie Essen
und Windeln
Fliegt hierhin und dahin
weil die Mutter seiner Kinder dieses und jenes braucht
selber aber ans Baby gefesselt ist und nicht aufstehen kann

Es wird Abend und Morgen
und dazwischen fehlt ganz eindeutig
die Nacht
Ich heule
weil ich endlich mal wieder schlafen will
Ich hadere
mit meinem Schicksal
Ich zweifle
dass es jemals besser werden wird
Ich steigere mich ein bisschen rein...

Aber
Da ist das Baby an meiner Brust
Mein Kleiner,
der mich braucht,
den ich liebe,
den ich allein ernähre
und das macht mich schon stolz...
und glücklich
und manchmal bin ich mitten in der Nacht
hellwach
und gar nicht traurig darüber
sondern flüstere nur leise
Danke!





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