Samstag, 15. August 2015

Blechhochzeit



[Greifswald, 11. August 2015]


Liebster Falko,

heilig’s Blechle! Jetzt sind wir schon 8 Jahre verheiratet! Somit feiern wir heute unsere Blechhochzeit (ich hab’s extra nachgeschaut).
„So ein Blech!“, das sagten wir früher, wenn ein Ding nichts taugte, wenn es uns billig und schlecht gemacht erschien, oder wenn etwas kaputt gegangen war, von dem wir uns eigentlich mehr versprochen hatten…
Blech – das ist ein dünn ausgewalztes Metall. Wenn es besonders dünn ausgerollt wird, bezeichnet man es als Folie. Beinah jedes Metall kann zu Blech gewalzt und dann weiterverarbeitet werden, zu Gegenständen aller Art.
Das klingt jetzt nicht gerade toll als Überschrift für einen Hochzeitstag. Den würde man sich ja eher romantisch vorstellen, vielleicht auch ein bisschen glamourös… Blech – das ist hart und kalt, praktisch, funktional, alltäglich.
Aber vielleicht passt dieses Material gerade aus diesem Gründen ganz gut zu unserer Ehe in ihrem aktuellen Stadium: Kleinkindphase. Unsere Tage bestehen nicht mehr aus Rosenduft und Sektprickeln, vielmehr aus vollen Windeleimern, Terminen und Kinderlachen. Und auch unsere Nächte gehören nicht mehr uns allein. Den Alltagstest hat unsere Liebe bestanden, die ersten Krisen haben wir überwunden. Wir sind nicht mehr so verliebt wie am ersten Tag – aber das heißt erstmal nichts Schlechtes!
Immerhin – und so sollten wir es auch sehen – besteht Blech aus Metall. Aus welchem, das entscheiden wir selbst. Blattgold ist im engeren Sinne auch Blech. Würde nur niemand so sagen.
Metalle sind generell langlebiger als organische Materialien. Unsere Liebe kommt nicht auf den Kompost! (Aber, um im Bild zu bleiben, wir müssen schon darauf achten, dass sie nicht Rost ansetzt…)
Bleche sind außerdem trotz einer gewissen Stabilität biegsam und flexibel. Sie können immer wieder neue Formen annehmen, sind zu Veränderung und Anpassung in der Lage. Das wünsche ich uns für unsere Ehe, dass wir nicht starr und unbeweglich werden und trotzdem beständig bleiben in unserer Liebe zu einander und den Menschen um uns herum.
Metalle glänzen – und auch unsere Ehe besitzt noch immer einen gewissen Glanz-Faktor. Acht Jahre und wir mögen uns immer noch – das ist doch was! Wie wir unsere Beziehung zueinander leben, hat immer auch eine Wirkung nach außen. Lass uns für andere in ihren Beziehungen und Ehen Inspiration und Ermutigung sein, ein positives Vorbild.
Aus Blech werden viele Gegenstände hergestellt, die der Aufbewahrung dienen, wie zum Beispiel Tee- oder Keksdosen. Auch unsere Ehe ist mit einem solchen Gefäß zu vergleichen – und ich wünsche mir, dass wir darin das aufbewahren, was gut und kostbar und erhaltenswert ist. Für uns selbst, für unsere Kinder und die, die nach uns kommen. Unsere Ehe soll ein Schutzraum sein für dich und mich, aber auch für alle, die sich an uns wenden und mit denen wir Leben teilen.
Wenn ich über Blech nachdenke, fallen mir (gleich nach dem Blechkuchen) auch die Blechblasinstrumente ein. Wir haben mit den Jahren gelernt, auf unserer Ehe „zu spielen“, harmonische Töne zu erzeugen und mit Missklängen umzugehen. Manchmal wird es laut und schräg und schier unerträglich, aber inzwischen wissen wir, welche Knöpfe wir drücken müssen, damit es wieder ruhiger und friedlicher wird. Das Schöne ist, dass unendlich viele Melodien möglich sind. Immer noch und immer mehr!

Danke für diese acht Ehejahre mit dir!
Auch heute würde ich wieder „Ja“ zu dir sagen, unerschrocken und ohne zu zögern.
Weil ich dich liebe.

Alles Gute zur Blattgold-Hochzeit! (So gefällt es mir doch besser...)
Deine Rebekka


Mein Hochzeitstag-Geschenk für meinen Mann: Selbstgebackene Plätzchen...


... in einer bedruckten Blechdose.

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