Mittwoch, 30. April 2014

Mütterwitze und Erdnuss-Christen



Mein Mann liebt Witze. Neuerdings erzählt er am liebsten Franzosenwitze, seinem französischen Kollegen Matthieu zuliebe. „Warum gibt es in Frankreich so viele Alleen? – Weil die Deutschen nicht gern in der prallen Sonne marschieren.“ Haha. Als er heute Abend nach Hause kam, um mir dabei zu helfen, unser untröstliches Kind ins Bett zu bringen, meinte er, ich könnte doch eine neue Kategorie von Witzen einführen: Mütterwitze. Uns sind spontan ein paar eingefallen. „Heute Abend werde ich…“ (Lektion 1: Was du heute Abend machst, entscheidest du ganz bestimmt nicht!) Oder: „Wenn ich morgen früh dann ausgeruht und ausgeschlafen erwache…“ (Schön wär's ja!) „Wenn mein Kind erst einmal x Monate alt ist, wird alles einfacher.“ (Eins ist sicher: Es wird sich bis dahin viel verändert haben, aber nicht unbedingt zum Guten.) „Ich freue mich schon total auf unseren Paarabend am Freitag!“ (Merke: Nie zu früh freuen!)  Oder ganz einfach: „Gute Nacht, bis morgen früh.“ (HAHA!
Das ist einfach unser verzweifelter Versuch, es mit Humor zu nehmen, wenn unsere heute genau 9 Monate alte Tochter einfach nicht schlafen will...

Oh, aber natürlich ist es wunderschön, Mutter zu sein. Ich genieße es auch, immer mehr. Heute Nachmittag, zum Beispiel, als ich bei strahlendem Sonnenschein spazieren ging, mein schlafendes Kind vor mir her schob und einen Cappuccino Frappiato schlürfte. Andere Leute brüten in ihren Büros vor sich hin – ich habe Luft, Vogelstimmen und Sonne im Haar, ätsch! Oder wenn meine Tochter mich mit ihren faszinierend blauen Augen anfunkelt, mir die extra angefeuchteten Händchen ins Gesicht patscht und „Mama“ sagt (ja, das kann sie jetzt. Auch wenn sie nicht wirklich mich damit meint – es ist einfach nur toll!). Ich kann neue Rezepte ausprobieren, spazieren gehen, einen Blog führen, mit einem süßen Baby spielen; und ich habe Zeit! Das, wovon alle zu wenig zu haben meinen, habe ich definitiv genug. Wenn ihr also jemanden zum treffen, reden, begleiten oder oder oder … braucht – here I am! „Ich habe Zeit!“ – das ist jetzt kein Witz. Gott sei Dank.

Apropos Gott. Letzten Sonntag haben Mann und Kind mir ermöglicht, die Predigt im Gottesdienst vollständig zu hören (ihr seid die Besten!). Und Gott hat die Gelegenheit genutzt, mich anzusprechen. Es ging nämlich um Erdnuss-Christen. Also so Leute wie mich.
Es war einmal ein junger Mann, der in die neue Welt auswanderte, um dort sein Glück zu finden. Doch wie es manchmal so ist im Leben, zerschlugen sich seine Träume schon bald. Es gelang ihm einfach nicht, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Und er hatte schreckliches Heimweh. Kurzum: Er wollte wieder zurück nach Deutschland. So begann der junge Mann, auf ein Ticket zu sparen, welches ihn per Schiff wieder nach Hause bringen sollte. Endlich hatte er das Geld zusammen und konnte sich eine Schiffskarte kaufen. Unglücklicherweise war nun alles Geld aufgebraucht – für Verpflegung reichte sein Geld nicht mehr. Alles, was er hatte, war ein Sack Erdnüsse, der ihn – so hoffte er –für die Zeit der Überfahrt würde ernähren können. Der junge Mann ging an Bord und das Schiff legte ab. Von nun an gab es für ihn morgens, mittags und abends Erdnüsse. Morgens, mittags und abends. Nach wenigen Tagen mochte er die elenden Erdnüsse nicht mehr sehen, ihm wurde schon beim Gedanken daran schlecht – aber die einzige Alternative wäre gewesen zu hungern.
Es vergingen noch einige Tage auf hoher See, und der junge Deutsche fühlte sich ganz krank von den ganzen Erdnüssen. Und dann waren da noch die anderen Passagiere, die die wunderbarsten Köstlichkeiten serviert bekamen. Brot und Kuchen, Obst und Fisch, Gemüse und Fleisch, alles auf silbernen Platten angerichtet. Eines Tages konnte der junge Mann es nicht mehr ertragen, er musste unbedingt etwas anderes essen als tagein, tagaus nur Erdnüsse. In seinen Taschen fand er eine letzte Dollarnote und ging damit zu einem der Stewards. „Entschuldigen Sie, Mister, wie viel kostet eine solche Platte mit Obst?“ Der Steward runzelte die Stirn und musterte den jungen Mann von oben bis unten. „Zeigen Sie mir bitte zuerst einmal Ihr Ticket.“ Er reichte es dem Steward, der einen kurzen Blick darauf warf und dann sagte: „Bei diesem Ticket ist die Verpflegung im Preis inbegriffen. Sie müssen nichts extra bezahlen, Sie können sich einfach bedienen – egal, was Sie möchten.“

Lachen schwirrte durch den Gottesdienstraum. Aber ich muss zugeben, ich konnte nicht lachen. Ich fand diese Geschichte einfach viel zu traurig. Und ich bemerkte sofort, dass ich diesem jungen Mann total ähnlich bin. Dass ich eine Erdnuss-Christin bin – eine Jesus-Nachfolgerin, die noch gar nicht kapiert hat, dass sie ein all-inclusive-Ticket in der Hand hält. Die sich mit Erdnüssen abspeisen lässt, obwohl sie doch alles haben könnte, die ganze Fülle!
Bei Jesus ist es nicht wie im Fantasia-Land, wo man trotz Eintrittskarte das Eis selbst bezahlen muss. Jesus hat für alles bezahlt. Es geht alles auf seine Rechnung. Ich bin ganz frei. Die Gnade gilt nicht nur einmal, wenn es darum geht, ob meine Seele es in den Himmel schafft. Die Gnade gilt jeden Tag neu, immer und immer wieder. Sie gilt mir, wenn ich gerade genervt davon bin, dass mein Kind meine Abendpläne mit seinem Geschrei zunichte macht. Sie gilt mir sogar dann, wenn ich meine Tochter anschreie. Und wenn ich mich selbst dafür fertig mache, gilt die Gnade auch. Was für eine Freiheit!
Wie schön, dass Gott mich am Sonntag wieder daran erinnert hat. Vielleicht kapier ich es ja irgendwann mal. Und auch wenn das noch ein bisschen dauern sollte: Die Gnade gilt ja auch dafür, dass ich sie so wenig verstehe und zu wenig aus ihr lebe… Das ist Gott sei Dank auch kein Witz! Amen.



Donnerstag, 24. April 2014

Das Johannes-Projekt

In den letzten Tagen wurde ich häufiger auf meinen Blog angesprochen - und da ich jedes Mal zugeben musste, schon lange nichts mehr geschrieben zu haben, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, euch zu sagen, dass es mir gut geht. Yay! Und dass ich die Fastenzeit zu einem guten Ende gebracht habe: Heute habe ich die letzten Verse des Johannes-Evangeliums gelesen.
Für heute möchte ich aber lieber Bilder sprechen lassen: Hier ein kleiner Einblick in mein Johannes-Projekt.





Meine nächsten Projekte sind: Eine Hochzeitszeitung und ein 365-Tage-Projekt - was genau es wird, habe ich noch nicht entschieden. Ein Haiku pro Tag oder lieber ein tägliches Foto von Noemi bei ihrem Mittagsschlaf? Einen Gebrauchsgegenstand zeichnen oder eine Postkarte schreiben oder den ersten Blick aus dem Schlafzimmerfenster am Morgen fotografieren?
Seit ein paar Wochen zeichne ich wieder häufiger, am liebsten Blumen. Die sind lebendig, bewegen sich aber nicht. Und ich schreibe, fast jeden Tag. Heute Abend gehe ich zum ersten Mal zum Aroha. Am ersten Mai wollen wir einen Ausflug machen. Und am Tag drauf fahren wir nach Kassel zu einem Schreibseminar - Vorfreude!
Auf jeden Fall fühle ich den Frühling in meinen Adern. Neue Energie. Lust auf Kreativität, auf was Neues. Und Dankbarkeit für dieses Leben. Halleluja - Er ist wahrhaftig auferstanden!